Den Wald fit für die Zukunft machen


Exkursion der Forstbetriebsgemeinschaft Sickinger Höhe am 23. Oktober 2021 zum Thema Wiederbewaldung


Weselberg/Obernheim-Kirchenarnbach. Die Fichten sind kahl und braun, die Rinde fällt vom Stamm und große Waldflächen sind voller Totholz – der Borkenkäfer hat zugeschlagen. Zwei heiße Sommer 2018 und 2019 haben ihren Tribut gezollt. Jetzt steht nicht nur der Forst vor großen Aufgaben, sondern auch zahlreiche Privatwaldbesitzer, die mit den Konsequenzen leben und entsprechend aufforsten müssen. Das ist jede Menge Arbeit, die viele zurückschrecken lässt. Wenn man jedoch weiß, wo man Hilfe oder Fördermittel bekommen kann, sieht es schon anders aus. Dazu gab es von der Forstbetriebsgemeinschaft Sickinger Höhe eine Exkursion auf betroffenen Flächen. Mit dabei waren die beiden Privatwaldbetreuer Uwe Bischoff und Daniel Büffel, die wichtige Tipps gaben.
Der Morgennebel liegt noch über der Sickinger Höhe, als es für die Teilnehmer der Exkursion zur ersten Station geht, einem Waldstück von Michael Müller in Obernheim-Kirchenarnbach. Müller ist Vorstandsmitglied und Vertrauensmann bei der Forstbetriebsgemeinschaft und eine seiner Waldflächen war stark vom Borkenkäfer betroffen. „Das ist rund ein halbes Hektar Wald, auf dem bis vor wenigen Jahren noch gesunde Fichten standen“, erklärt er. „Dann kamen zwei heiße Sommer und mit ihnen die Borkenkäfer.“ Zur Erklärung: Normalerweise können die Bäume mit Borkenkäfern zurechtkommen. Ist es noch feucht genug, schließen sie die Käferlöcher in der Rinde mit Harz und nehmen keinen Schaden. Durch die Hitze und fehlendes Wasser in den vergangenen Jahren setzte dieser Effekt aber nicht ein und die meisten Bäume wurden irreparabel geschädigt.

Fichten gefällt und neu aufgeforstet


Im Herbst 2020 musste Michael Müller also sämtliche Fichten auf der Schadfläche fällen und neu aufforsten. Dabei mischte er verschiedene Baumarten: Traubeneiche, Roteiche, Edelkastanie, Vogelkirsche, Bergahorn, Spitzahorn und Hainbuche stehen nun auf der ehemaligen Schadfläche. Sie sollen mit den Folgen des Klimawandels besser zurechtkommen. „Danach musste die gesamte Fläche eingezäunt werden, damit es keinen Verbiss durch Wild gibt“, erklärt Müller. Fast 300 Meter Drahtzaun wurden verbaut, um die Fläche zu schützen. Das ist übrigens erlaubt, wie Privatwaldbetreuer Uwe Bischoff und Daniel Büffel ergänzen: „Solange der Zaun wieder abgebaut wird.“ Schließlich sei es auch eine Kostenfrage bei größeren Waldstücken. Denn einen Zaun zu stellen ist hier im Endeffekt günstiger, als um jeden Setzling, insgesamt über 1.400 Stück, eine Schutzhülle zu stellen. Da das Waldstück von Michael Müller durch einen Weg gekreuzt wird, konnte nicht die gesamte Fläche eingezäunt werden. So hat er auf der gegenüberliegenden Seite Schutzhüllen genutzt. „Das ist zum Vergleich vielleicht auch ganz interessant in ein paar Jahren, um zu sehen, was besser funktioniert hat“, findet er.


Mammutaufgabe


Zur zweiten Station geht es zurück Richtung Weselberg. Dort, oberhalb des Wahlenkopfes, hat der Vereinsvorsitzende Andreas Schmitt etwas mehr als ein halbes Hektar Fichtenwald roden müssen. Die Bäume waren allesamt durch den Käferbefall abgestorben. Nun steht auch er vor der Mammutaufgabe der Wiederaufforstung. Hier gibt es jedoch noch einiges zu erledigen, weshalb auch André Albrecht, der einen Forstbetrieb leitet, mit seiner Holzrückmaschine und seinem Mulcher vor Ort war. Dieser Mulcher, ein gewaltiger Häcksler gezogen von einem Traktor, kann bis zu 40 Zentimeter dicke Stöcke häckseln und ebnet so die neue Anbaufläche. Gerade bei solch größeren Flächen ein Vorteil, wenn man diese nicht per Hand freischneiden und räumen muss.


Wie pflanzt man Bäume richtig?


Auf dieser Freifläche von Andreas Schmitt wird gezeigt, welche klimaresistenten Bäume sich aktuell am besten eignen und vor allem, wie man diese richtig in den Boden setzt. Dazu führt Büffel verschiedene Werkzeuge vor: Hohlspaten, Rhodener Pflanzhaue oder Göttinger Fahrradlenker. Das sind alles Hacken oder Spaten, mit denen es sich im Waldboden besser arbeiten lässt. „Bei der Pflanzung ist vor allem eines ganz wichtig: Das Loch muss tief genug sein, sodass man die Wurzel des Setzlings gerade einsetzen kann und nicht regelrecht hineinstopfen muss“, erklärt Daniel Büffel. Vorher aber müsse man genau überlegen, welche Baumarten man überhaupt verwendet, ergänzt Bischoff: „Wo ist am meisten Licht, wo mehr Feuchtigkeit, wie sieht es auf angrenzenden Waldflächen aus? Diese Fragen muss man sich stellen und dabei helfen wir auch.“ Wichtig sei es, blockweise (schachbrettartig) zu pflanzen, um innerartliche Konkurrenz zu schaffen und so den Wuchs zu fördern. Außerdem sollten auch dienende und schattentolerante Baumarten dazu gemischt werden. Durch diese Mischungen auf der Fläche könne man etwas mehr garantieren, dass die Baumarten überstehen.


Rehe sind aktuell ein Problem


„Aktuell machen uns vor allem Rehe hier in der Region zu schaffen, daher ist der richtige Schutz für den Baum ein wichtiger Faktor“, sagt Bischoff. Zum einen gebe es die runden Tubex-Pflanzhüllen, die auch Michael Müller für das kleine Stück bei sich verwendet. Baumschutz-Gitterhülle, Wuchshülle faltbar oder als Röhre, Metallgitter oder Schutzmanschette bieten solche Möglichkeiten, oder eben auch ein Zaun.
„Wir müssen unseren Wald Fit für die Zukunft machen“, betont Andreas Schmitt. „Daher müssen wir alle genau überlegen, wie wir das gewährleisten können. Auch wenn wir das Ergebnis vielleicht nicht mehr sehen, unsere Nachfahren werden es.“

Unterlagen zu unserer Exkursion finden Sie unter Formulare -/ Links

Wir möchten uns auf diesem Wege bei allen bedanken, die uns bei dieser Exkursion unterstützt haben:

Privatwaldbetreuer H. Uwe Bischoff und H. Daniel Büffel, Forstunternehmer H. Andre Albrecht aus Hütschenhausen,

Firma Steingässer H. Thomas Buttenschön aus Kaiserslautern, der Presse, Freunden und allen Teilnehmern.


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