Tagung der Interessengemeinschaft Nuss

Erfolgreiche Tagung der Interessengemeinschaft Nuss

Im Zeitraum vom 8. bis 10. Oktober 2020 fand im Raum Rheinaue in der
Vorderpfalz und in Zweibrücken die diesjährige Tagung der
Interessengemeinschaft Nuss statt. In der IG Nuss haben sich Anfang der
neunziger Jahre Forstleute, Waldbesitzende, Nussanbauer und andere an
der Nuss interessierte Menschen zusammengeschlossen. Seitdem wird
jährlich ein meist dreitägiges Treffen mit Exkursionen und der
Möglichkeit zum fachlichen Austausch durchgeführt. Das Interesse gilt
in der Hauptsache der Walnuss (Juglans regia) und der aus Nordamerika
eingeführten Schwarznuss (Juglans nigra) sowie der natürlichen Hybride
der beiden, der Juglans intermedia. Aber auch andere Juglans Arten, die
Hickory Arten und die Baumhasel sind für die Mitglieder der IG Nuss von
Interesse. Der Vorsitzende der FBG Sickinger Höhe, Andreas Schmitt, und
der Geschäftsführer des Waldbauvereins Zweibrücken, Udo Ferber, waren in diesem Jahr als Teilnehmer mit dabei.

Den ersten Tag der Exkursion verbrachten die Teilnehmenden im Forstamt
Pfälzer Rheinauen. Unter der fachkundigen Führung von Revierleiter
Ansgar Vogelgesang vom Forstrevier Rheinauen wurden verschiedene
Nusswälder im Bereich von Neuburg und der Hördter Rheinaue besichtigt.
Anhand einer Erstaufforstungsfläche (17 verschiedene Baumarten, u.a.
Juglans intermedia, Walnuss, Hickory Nuss und Baumhasel) aus dem Jahr
2015 konnte gezeigt werden, dass auch die kräftige Pfahlwurzel der Nuss
die vorhandene Pflugsohle des ehemaligen Ackers nicht sofort zu
durchdringen vermag, was sich in allerlei Formen von Wuchsstockungen
zeigte. Anschließend folgten weitere Waldbilder von Schwarznüssen mit
beigemischten Ahorn, Eschen, Linden, Eichen, Hainbuchen, Tulpenbaum etc.
im Alter von 70-100 Jahren. Beeindruckend war dabei der enorme
Massenzuwachs der Schwarznuss, der sich im Bereich der pfälzischen
Rheinauen mit ihren tiefgründigen, gut nährstoffversorgten und
hervorragend belüfteten Böden um die zehn Vorratsfestmeter pro Jahr und
Hektar bewegen dürfte. Immer wieder stießen die Teilnehmenden der
Exkursion auf eingestreute Exemplare der Juglans intermedia, einer
Zufallskreuzung zwischen Schwarznuss („Mutter“) und Walnuss („Vater“).
Diese Exemplare sind forstlich sehr interessant, da die
Kreuzungsnachkommen der ersten Generation bei größerer
Krankheitsresistenz und geringeren Standortsansprüchen bessere
Wuchsleistungen zeigen als ihre Eltern. Sie vereinigen außerdem weitere
positiven Eigenschaften der Eltern, wie die gute Holzqualität der
Walnuss und das rasche Dicken- und Höhenwachstum sowie die
Geradschaftigkeit der Schwarznuss.

Nach der individuellen Weiterfahrt nach Zweibrücken und Quartierbezug
im Hotel „Rosengarten am Park“ fand nach dem leckeren Abendessen dort
die diesjährige Mitgliederversammlung statt. Dort wurde u.a. über die
letztjährige Exkursion einiger Mitglieder in die Walnuss Naturwälder von
Kirgistan berichtet. In einem hochinteressanten Vortrag zum Thema
„Vergleich unterschiedlicher Begründungsmodelle bei der Schwarznuss“
begeisterte Michael Rost vom Landesbetrieb Hessen Forst die rund 40
Mitglieder. Er stellte anhand von Simulationen zwei Modelle der
Bestandesbehandlung von der Begründung bis zur Ernte vor und erläuterte
die mögliche Verzinsung in Abhängigkeit von intensiven und extensiven
waldbaulichem Vorgehen. In 2022 soll erneut eine Kirgistan Exkursion
angeboten werden; die nächste Tagung der IG Nuss wird im Oktober 2021 im Raum Köln/Bonn stattfinden.

Am Freitag stand der Besuch und die Besichtigung des Privatwald Betriebs
von Bernhard Mettendorf an. Herr Mettendorf ist studierter Forstmann und
Privatwaldbesitzer mit Besitz im Zweibrücker Hügelland und der Sickinger
Höhe und verfügt über fulminante Kenntnisse rund um die Themen „Anbau
von Nüssen als Waldbäume“. Die Teilnehmenden konnten im Laufe des Tages in der Gemarkung Niederhausen u.a. eine Klonsammlung verschiedener Walnuss-, Schwarznuss- und Hybridnuss Sorten, einen 31 jährigen Hybridnuss Bestand in Mischung mit verschiedenen Buntlaubhölzern, eine Grünland-Erstaufforstung (34-jährig) mit Walnüssen der Sorte Nr. 26 in Mischung mit Schwarznuss, Baumhasel, Edelkastanie und Buntlaubholz bestaunen.

Nach dem Mittagessen in der „Alten Brauerei Grund“ in Niederauerbach
wurde die Exkursion bei einsetzendem leichten Regenfall in Niederhausen
fortgesetzt. Hier ging es dann vor allem um neue Baumarten für den
Klimawandel (Atlaszeder und Orientbuche). Außerdem wurden Holzproben der neuen Baumarten präsentiert.

Als „Schmankerl“ zeigte Mettendorf dann noch erste Anbauten aus einem
gemeinsamen Projekt mit der Humboldt Universität zu Berlin, die
versucht die wertvollsten Plusbäume aus Mettendorfs Anbauten aber auch
aus weiteren Spitzenbeständen in ganz Mitteleuropa vegetativ für eine
breite Verwendung zu vermehren.

Zuletzt präsentierte Bernhard Mettendorf in der Gemarkung
Kleinbundenbach eine junge Walnuss-Ertragsplantage aus Sämlingen der
indischen Sorte Dachigam und der ungarischen Sorte A117.

Nach der Rückkehr zum Hotel referierte Dr. Andreas Meier Dinkel von der
Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt, Sachgebiet
Forstgenetische Analysen, über den Stand seiner Versuche zur
Mikrovermehrung von Hybridnussklonen.

Thema am Samstagvormittag war ein 18 bis 21-jähriger Mischbestand aus
Erstaufforstung in der Gemarkung Kleinbundenbach. Hier wurden nicht nur die sehr wüchsigen bekannten französischen Hybridnussorten angebaut, sondern auch US-amerikanische Sorten. Ziel ist hier vor allem die
Integration der neuen Baumarten in eine sehr baumartenreiche Mischung
von standortsheimischem Laubholz wie Vogelkirsche, Berg- und Spitzahorn, Buche, Hainbuche und Edelkastanie. So sollen betriebssichere Mischungen entstehen, die auch dem Klimawandel trotzen können.

Beim gelungenen Mittagessen und guten Gesprächen im Gasthaus Bärmann in Contwig klang die Exkursion mit den Teilnehmenden, die aus ganz
Deutschland und der Schweiz angereist waren, langsam aus.

Fazit: Eine hochinteressante Tagung, die einmal mehr deutlich machte,
dass Nüsse aller Arten bei der Berücksichtigung des forstlichen
Standorts über ein erhebliches Potenzial zur Wertholzproduktion im
Zeitalter des Klimawandels verfügen.

Mehr über die IG Nuss unter www.ig-nuss.de; Interessierte wenden sich
für eine Mitgliedschaft an den 2. Vorsitzenden der IG Nuss, Wolfgang
Hertel, E-Mail: w.hertel@landkreis-rastatt.de, Tel. 07222 3814412
(dienstlich).

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